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SABINCHEN
Es begann mit einem Tritt auf den kleinen Zeh
der große, schwere Papa tat Sabinchen weh
Das machte Papa ziemlich oft, er liebte Sabinchens Schreien
Sie wollte ihm entkommen, warf einen Kieselstein
Das sah der Papa gar nicht gern, er schimpfte und er schlug
mit seiner Riesenpranke auf ihren kleinen Popo und bekam wieder nicht genug
Das Kind verstand die Welt nicht mehr, warum hört er nicht auf
bei jedem bitterbösen Hieb flehte Sabinchen: Papa, hab' mich lieb
Mach das nie mehr - Papa, hab' mich lieb
du blöde Gör' - Papa, hab' mich lieb
bist so schrecklich dumm- Papa, hab' mich lieb
irgendwann bring ich dich um - Papa, bitte hab' mich lieb
Sabinchen rannte heim zu Mama, zeigte ihr den Zeh
er war dick und rot und blutete und tat abscheulich weh
Sie wollte bloß getröstet werden auf Mamas weichem Schoß
doch die Mama glotzte blöd und fragte: "Was ist los?
Geworfen nach dem Papa mit einem schweren Stein?
Du einfältige Missgeburt, er wird dir böse sein!"
Sabinchen weinte: "Mama, schau, mein Zeh - er ist ganz rot
Der Papa hat mir das gemacht, ich wünschte, ich wär' tot!"
Ihr Papa kam hereingestürmt und grunzte wie ein Schwein
"Sabinchen hat nach mir geworfen mit einem dicken Stein!"
"Du hast mir auf den Fuß getreten - mein armer kleiner Zeh....
er ist ganz dick, er ist ganz rot, er tut so schrecklich weh!"
"Putz dir die Nase und hau ab, du mieses kleines Schwein!
Wenn du jetzt nicht die Fresse hältst, hau' ich dir eine rein!"
Doch selbst in ihrem kleinen Zimmer hörte sie ihn fluchen,
er würde sie auch diese Nacht wieder im Schlaf besuchen.
Am übernächsten Tag, da blieb der Kindergarten zu
Im Weiher, dicht am Wald, trieben zwei kleine rote Schuh'
Von zuhause weggelaufen
das niemals ein Zuhause war
in der großen Stadt versteckt
gebettelt und gelebt im Dreck
Eine Kindheit in der Gosse
aber nie den Mut verloren
das kleine Mädchen kam ins Heim
erhielt ein Bett und Haferschleim
Doch niemand wollte sich erbarmen
die Jahre machten sie zur Frau
lebt jetuzt in einem kleinen Haus
hat keine Freunde, geht nie aus
Und manchmal weinte sie
ganz selten lachte sie
konnte kaum schlafen in der Nacht
kaum, dass sie träumte, war sie wach
Und manchmal weinte sie
ganz selten lachte sie
konnte kaum schlafen in der Nacht
kaum, dass sie träumte, war sie wieder wach
In ihren allerschlimmsten Träumen
da hat ihr Papa sie besucht
doch eines Nachts war sie gestählt
er hatte sie genug gequält
Und als er unter ihre Decke kroch
oh, wie erschwitzte, wie er roch
"Hast du die roten Schuhe an?"
fragte er immer, wenn er zu ihr kam
In seinen Schweinenacken fuhr das Messer
mit jedem Stich ging es ihr besser
und auch in ihre Mutter, die längst schlief
stieß sie die Messerklinge tief
Bevor sie in der Nacht verschwand
ging sie zum Weiher am Waldesrand
den Rucksack auf, den Rucksack zu
im Wasser tirben kleine rote Schuh
Und manchmal weinte sie
ganz selten lachte sie
konnte kaum schlafen in der Nacht
kaum, dass sie träumte, war sie wach
Und manchmal weinte sie
ganz selten lachte sie
sie konnte in der Nacht nicht ruh'n
träumte von kleinen roten Schuh'n
...und macht sie die Augen zu
sieht sie immer noch die kleinen roten Schuh
Ihr Atem nur ein Hauch,ihre Augen so müde
und wie ein nachtschwarzer Weiher so tief
ihr Gesicht eine Landschaft aus Schluchten und Canyons
doch selbst gebisslos war ihr Lächeln niemals schief
Ihr Mann war gegangen, Jahre vor ihr
sie hatten sich wirklich geliebt
Vor ihrem letzten Schlaf hatte sie keine Angst
sie war ja von ihrem Liebsten umringt
Ihre Tochter war da, lehnte sich an ihren Mann
sie hätte ihr so gern gesagt
Mein Leben war schön, aber alle Wasser fließen
und keines kehrt zurück, keines kehrt zurück
Ich hatte ein schönes Leben
Ich hab' dich lieb, Oma Sabine
haucht ihr Enkel ihr ins Ohr
und streichelt ganz zart ihre Wange
sie schließt die Augen, sie atmet aus
atmet aus, atmet aus